Psychologie
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ich bin weiblich, verheiratet und habe zwei Kinder, 13 u.15 Jahre alt. Mein Mann ist auf meinen Wunsch hin zu seiner Mutter gezogen, weil ich ihn einfach nicht mehr aushalten kann, weder schlägt er mich, noch ist er ein Trinker, verdient gutes Geld, aber ich kann ihn einfach nicht mehr ertragen und möchte ein selbstbestimmtes Leben endlich führen. Ich bin berufstätig, wir haben eine gemeinsame Eigentumswohnung. Jedoch habe ich so ein schlechtes Gewissen, meinen Kindern gegenüber, ihm u. dem Familienumfeld. Ich weiss einfach nicht wie ich weiter verfahren soll und fühle mich schrecklich elend.....
Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde, vielen Dank, ***** ***** sich mit Ihrer Frage justanswer anvertrauen. Mein Name ist Johann Schweißgut
Guten Morgen,
Sie haben sich für ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben entschieden und jetzt plagen Sie Schuldgefühle.
Ich fürchte, dass Sie aus Ihrem Umfeld viele Signale erhalten, die Ihnen sagen sollen, dass Sie Ihrem Mann gegenüber unrecht handeln und vor allem Ihren Kindern schaden. Vielleicht sind Sie auch aus sich heraus manchmal unsicher, ob Ihre Entscheidung richtig ist. Das alles zusammen ist ein sehr fruchtbarer Bodensatz für Schuldgefühle.
Fortsetzung folgt.
Zunächst zu den Kindern: Ich bin alter Kinderpsychologe mit jahrzehntelanger Praxiserfahrung. Ich kannn Ihnen sagen: Die schädlichste Situation für Kinder ist eine Familie, in der Vater und Mutter nicht (mehr) in Liebe, Vertrauen und Respekt verbunden sind. Der andauernde Stress, der sich daraus für alle Familienmitglieder ergibt, kann die Kinder für ihr Leben schädigen. Eine Trennung der Eltern ist für Kinder eine vorübergehende sehr schmerzhafte Erfahrung. Wenn die Eltern damit verantwortungsvoll umgehen, den Kindern versichern, dass sie keine Schuld daran tragen, und wenn es den Eltern gelingt, daraus keinen "Rosenkrieg" zu ma*****, *****n können Kinder eine Trennung der Eltern ohne dauerhaften Schaden verarbeiten. Wegen der Kinder sollten Sie sich deshalb keine Vorwürfe machen, da haben Sie es genau richtig gemacht.
Fortsetzung folgt
Schwieriger ist es wohl mit der Verwandschaft. Da werden sich Parteien bilden, die Einen voller Verständnis für Sie und die Anderen, die Sie verurteilen. Das ist hart für Sie, aber leider unvermeidbar. Sie wählen ja freiwillig ein Lebensmodell, das in unserer Kultur ungeliebt ist. Vor allem Ihnen als Frau wird man vorwerfen, dass Sie versagt haben, denn besonders die Frau wird als zuständig für den Frieden und Zusammenhalt in der Familie gesehen. Es wird Sie viel Kraft kosten, mit diesen Vorurteilen umzugehen.
Sie sollten sich keine Illusionen machen. Sie werden es den wenigsten so erklären können, dass sie Verständnis entwickeln. Und bei den wenigen, die bereit sind, Ihre Entscheidung zu respektieren, brauchen Sie keine besonders erarbeiteten Erklärungen. Erzählen Sie diesen einfach von Ihrem Wunsch für ein selbstbestimmtes Leben. Es gibt auch (wenige) Menschen, eher Frauen, die das zu würdigen wissen.
Die dritte Ebene der Betrachtung ist Ihre eigene Unsicherheit. Ich weiß nicht, ob man Ihre Entscheidung als töricht ansehen muss. Für ein psychisch und körperlich gesundes Leben ist es wichtig, dass man für sich eine Lebensform findet, die zu einem passt und mit der es einem gut geht. Das schlimmste ist, wenn man eine Situation, die unerträgliche Enge und anhaltenden Stress mit sich bringt, zu erdulden versucht. Für die Persönlichkeit und den Körper ist das auf die Dauer eine ungesunde Belastung. Und das hilft dann niemandem, weder den Kindern noch dem Partner noch einem selbst.
Wie gesagt, Sie sollten sich keine Illusionen machen.
Ihre Beschreibung deutet die paradoxe Situation an, in der Sie mit Ihrem Partner bisher gelebt haben. Ihr Partner ist als Einzelkind auch heute noch das "Mutterkind", deutlich erkennbar an der Eifersucht der Mutter (und vielleicht auch des Vaters) Ihnen, der Schwiegertochter gegenüber. Ich wage die Prognose, dass er sich mit der neuen Lage, mit seinem Leben ohne eigene Familie bei seiner Mutter, durchaus arrangieren kann, ja sich sogar wohler fühlt als vorher. Sie scheinen diesbezüglich für ihn und seine Mutter nur etwas zu vollzehen, was sowieso in der Luft lag. Aber leider müssen Sie damit rechnen, dass die Schwiegermutter Ihnen dennoch Vorwürfe machen wird.
Der Urlaub bestätigt noch einmal meine These von dem "Muttersohn".
Sie sehen, es gibt viele Gründe, zu sagen, dass Sie sich keine Schuldgefühle machen müssen. Es spricht alles dafür, dass Sie die richtige Entscheidung treffen, wenn Sie sich trennen.
Sie sollten sich das vor Augen halten: Für Ihre Kinder ist es besser, wenn Sie sich trennen. Ihr Partner wird es gut verkraften, denn er hat ja seine Mutter.
Und Sie sollten Ihre eigenen Gefühle ernst nehmen: Ihren Wunsch nach Selbstbestimmtheit und nach mehr freier Luft. Damit nehmen Sie dann
auch Ihre psychisch und körperliche Gesundheit ernst.
Sorgen Sie sich nicht um mich :-)).
Wenn Sie gesund sein und sich wohl fühlen wollen ist das nicht egoistisch sondern das gute Recht eines jeden Menschen.
Und denken Sie daran: Ihren Kindern gegenüber ist es verantwortungsvolles Handeln, wenn Sie sich trennen.
Sie erreichen mich hier direkt, wenn Sie eine Frage eingeben und meinen Namen darin erwähnen. Dann wird es direkt an mich weiter geleitet.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.