Sehr geehrte Fragestellerin !
Der Kinderarzt versucht keine vorschnellen Zuschreibungen der Verhaltensauffälligkeiten des Kindes vorzunehmen. Tatsächlich gibt es ganz unterschiedliche Erklärungen, vermutlich auch eine Kombination davon.
Zunächst registrieren Kinder den Stress und Belastungen von uns Erwachsenen sehr empfindsam. Sie spiegeln quasi unsere Zerrissenheit und Angst, drücken diese aber ggf. in Verhaltensproblemen aus.
Geschwisterrivalität kann natürlich auch eine Rolle spielen.
Ob nun die Frage der eigenen Identität bzw. Bindungsprobleme in der frühen Kindheit eine Rolle spielen, ist so online nicht zu klären. Ich persönlich sehe es skeptisch, da man da in das Verhalten der Kinder viel rein interpretiert. Ausschliessen kann man es nicht.
Dann kann es sein, dass ihr Sohn tatsächlich in seiner Entwicklung anders als andere Kinder ist. Ich habe selber 2 Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten. Ein Kind hat eine allgemeine Entwicklungsverzögerung (im Sprechen und der Bewegung), das andere Kind ist hyperaktiv (ADHS).
Beide Kinder haben seit der Geburt eine andere (aber eben individuelle) Entwicklung, die sie von "normalen" Kindern unterscheidet. Der Kinderarzt registriert dies derzeit bei Ihnen, da man bei Vorschulkindern ungern zu einer Diagnose kommt. Möglicherweise würden aber Symptome bei Ihrem Sohn auch ADS / ADHS (bzw einer Störung mit oppolsitionellem Trotzverhalten) passen. Dazu müsste man aber eben weit mehr über Entwicklungsbesonderheiten wissen.
Ich würde Ihnen ein Elterntraining empfehlen. Sehr gut finde ich das Elterntraining für ADHS-Kinder von Cordula Neuhaus. Verbreiteter wäre sonst noch Tripple P , vermutlich wird es bei Ihnen vor Ort aber auch andere Angebote geben.
Hat Ihr Kinderarzt die Möglicheit von Ergotherapie für ihr Kind in Erwägung gezogen ? Das wäre zumindest ein niederschwelliger Einstieg in eine weitere Diagnostik und Beoabachtung
Für Rückfragen oder weitere Klärung stehe ich gerne zur Verfügung !