Sehr geehrte Ratsuchende,
danke für die Geduld.
Ich würde zuerst die Frage nach dem Herzfehler abklären lassen. Lassen Sie das 24 Stunden EKG machen, es ist keine Belastung und gehört dazu. M.E. wäre es gut, wenn Sie den Psychologen / Psychiater sobald als möglich aufsuchen, um auf dieser Schiene vorwärts zu kommen. Das würde Ihnen wahrscheinlich einen neuen Blick auf Ihre Gesamtsituation erlauben.
Dann sehen Sie zwar noch, ok, körperliche Abklärung ist wichtig, aber Sie wissen dann auch schon genauer, wie Ihre Lebensumstände zum Gesamtbild beigetragen haben. Allein durch Gespräche kann eine deutlich Entlastung und auch Verbesserung der Körpersymptome eintreten. Das kann möglicherweise manche medizinische Untersuchung ersparen.
Es ist sehr gut, daß Sie schon so gut auf sich geachtet haben. Die Besserung Ihrer Symptome dürfte die "Belohnung" sein.
Ein halbes Jahr ist dafür aber noch keine lange Zeit, wenn es jemanden so schlecht geht wie es bei Ihnen der Fall war. Die Erholungsphase ist dann oft länger, weil der Körper einfach länger benötigen kann, sich wieder zu regenerieren.
1-2 Jahre wären keine Seltenheit. Ich erlebe häufig, daß es Patienten nach einigen Monaten regelmäßiger Arbeit mit Psychologen psychisch und körperlich deutlich besser geht.
Was mir aufgefallen ist: Sie schreiben von den Magen-Darm-Beschwerden, aber haben keine Magen- oder Darmspiegelung erwähnt
oder Ultraschall des Oberbauches. Dies wäre evtl. noch sinnvoll. Sie fragen, was es sonst noch sein kann. Ich denke an an allergische Reaktionen vom Typ I, Urticaria ( Nesselsucht), auch Histaminintoleranz. Hat man Sie auf Nahrungsmittelallergien hin untersucht ? Die Typ-I-Allergien und Urticaria haben ein sehr gleiches Erscheinungsbild, und sie können sich auch an den Schleimhäuten abspielen, Magen-Darm-Trakt, Bronchien) und Kreislaufreaktionen hervorrufen. Histaminintoleranz ist ein Randthema, was immer wieder vergessen und daher nicht untersucht wird, kompliziert und selten. Die Histaminintoleranz ist gekennzeichnet durch vielfältige Symptome. Die Diagnose kann man durch Atem-, Blut-, und Stuhltest stellen.
Sie können auch selber ausprobieren, ob sich an Ihrem Befinden durch histaminarme Kost etwas ändert.
Die Symptome der Histaminintoleranz (HIT) können sich durch Streß verstärken.
Da gibt es informative Internetseiten wie z.B.
"Symptome und Behandlung der Histaminintoleranz" auf nahrungsmittel-intoleranz.com
histaminintoleranz.ch
Weitere Lebensmittel, mit denen Sie selber Auslaßversuche für einige Wochen machen können, sind:
Kuhmilchprodukte, Gluten (oder auch nur speziell Weizenmehl), Zucker, rotes Fleisch.
Ein Lactoseintoleranztest gehört noch dazu und der IgE-Antikörper auf Nahrungsmittel im Blut.
Eine Lungenspiegelung ist halt unangenehm. Daher können Sie die Ärzte fragen, ob sie das immer noch für notwendig befinden, wenn diese Dinge und das Herz-Thema abgeklärt sind.
Bezüglich der Halluzinationen: diese können sehr vielfältige Ursachen haben (gute Beschreibung finden sie auf apotheken-umschau.de "Halluzinationen" vom 2.4.15). Daher ist es wichtig, daß Sie das ärztlich abklären lassen. Dafür ist der Psychiater der geeignete Ansprechpartner, der Sie ggf weiterüberweist, vorher können Sie auch den Hausarzt um Rat fragen.
Gut möglich ist, daß Ihre Halluzinationen streßbedingt sind bzw. Sie durch den Streß in eine Depression geraten sind, bei der die Halluzinationen ein Symptom sein können. Dafür spricht auch, daß das Problem nicht auftritt wenn Ihr Partner da ist. Zur Selbstbehandlung von Halluzinationen und ihren Grenzen finden Sie eine schöne Anleitung auf wikihow.com : Halluzinationen behandeln (Selbstbehandlung - Selbstbehandlung einer anderen Person - Ärztliche Behandlung). Bei der Selbstbehandlung steht Umgang mit Streß an erster Stelle, z.B. durch Achtsamkeitsübungen.
Auch hier ist daher Symptombesserung möglich s.o. Entlastung zu Psychotherapie
Zum Ablauf für einen psychologische oder ärztlichen Psychotherapeuten: wenn ich mich recht erinnere, leben Sie in der Schweiz ?
Da kenne ich mich mit der Organisation nicht aus. In Deutschland besteht kein Überweisungszwang, gut ist das, um einen Informationsfluß zu gewährleisten. Aber Sie können auch selbst zu einem von den Krankenkassen zugelassenen Psychotherapeuten / Psychologen / Psychiater / IN gehen. Schade, daß eine Reha nicht in Betracht kommt. Diese beantragt man bei der Rentenversicherung, da es ja darum geht, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wieder herzustellen.
Nun habe ich noch eine Bitte: Sie haben die Antwort bisher mit zwei Sternen bewertet. Das ist im Ranking von Just Answer eine negative Bewertung. Das möchte keiner gern. 3-5 Sterne sind eine positive Bewertung. Daher würde ich mich freuen, wenn Sie die Anzahl der Sterne entsprechend meiner weiteren Antworten erhöhen.
Mit freundlichen Grüßen Dr. med. A. Hoffmann