Guten Tag,
wissen Sie, dass Ihre Geschichte ein Leckerbissen für Infektiologen wäre? Sorry, ich meine das keinswegs irgendwie abwertend, aber spannend ist es schon wenn man seltenerweise hierzulande wieder mal einer echten Syphilis begegnet. Wie kennen diese Krankheit sonst fast nur aus den Lehrbüchern. Vor der antibiotischen Ära war die Syphilis übrigens ein grosser Killer und Geissel der (sexuell aktiven und vor allem promisken) Menschheit. Eine erkleckliche Zahl von Musikern, Malern und andern Künstlern sind früher an den vielfältigen Komplikationen dieser Krankeit verstorben, ertaubt, erblindet, an Geisteskrankheiten oder andern schweren körperlichen Krankheiten (sehr lange Liste) invalidisiert worden. Doch das nur zur Geschichte. Vielleicht informieren Sie sich im Internet unter den Stichworten 'Syphilis' und 'Lues'?
Das Benzathin-Depotpenicillin wirkt in diesem frühen Stadium zuverlässig und Sie können sich darauf verlassen. Der Dermatologe wird ohnehin serologische Verlaufskontrollen machen und den Rückgang der Aktivität dokumentieren.
Zum Doxycyclin konnte ich noch keine aktuellen Untersuchungen zur möglichen Resistenzentwicklung finden. Die Resistenzprüfung im Laboratorium ist eben äusserst schwierig, praktisch nur mit Tierversuchen (Meerschweinchen sind sehr empfindlich auf den Erreger von Syphilis, dem sog.
Treponema pallidum).
Eine ganz neue, aktuelle Untersuchung wurde mit der Antibiotika-Gruppe der Makrolide gemacht. Da konnte gezeigt werden, dass sich vor allem in unseren westlichen Ländern die Resistenz von
T. pallidum gegen diese Antibiotikaklasse zunehmend ausbreitet. Ob dies auch für Tetrazykline gilt kann ich im Moment noch nicht sagen. Aber wie erwähnt, die Depotinjektion wirkt bestimmt und ist immer noch 'therapeutischer Goldstandard' von Frühstadien der Syphilis.
Das am Schluss beschriebene Problem am Penis ist ebenfalls eine Infektion, und höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine Pilzinfektion, eine Mykose.
Hier muss erneut ein Abstrich gemacht und mikrobiologisch untersucht werden. Meist handelt es sich um einen Hefenpilz, sehr oft um
Candia albicans. Solche
Hefepilze wachsen gerne in Anwesenheit von Penicillinen, sie waren zwar schon früher an 'Ort und Stelle' ohne dabei aber in Erscheinung getreten zu sein.
Bestätigt sich die Vermutung einer Pilzinfektion, kann diese leicht mit einer geeigneten Salbe eliminiert werden. Bei ungenügendem Erfolg oder Rückfall müsste eine Resistenzprüfung dieses Pilzisolates gemacht werden.
PS: Denken Sie daran dass damit auch eine Übertragung/Infektion mit HIV, nebst Papillomaviren (
HPV), Chlamydien, Gonorrhoe sowie Hepatitis B & C möglich ist bzw. war. Es empfiehlt sich jedenfalls in 3 Monaten im Blut nochmals einen HIV-Test und die Untersuchung auf Hepatitis B&C zu machen.
Wahrscheinlich sollte jetzt, da
Symptome einer Harnröhrenentzündung aufgetreten sind, auch dort ein
erneuter Abstrich zur Suche nach
Chlamydia trachomatis,
Neisseria gonorrhoeae und
Trichomonas vaginalis vorgenommen werden.
Ausserdem sollten Personen mit denen Sie seither Sex hatten unbedingt zumindest auf Syphilis untersucht werden.
Literatur: Antimicrobial Agents and Chemotherapy, February 2010, p. 583-589, Vol. 54, No. 2 (Global Challenge of Antibiotic-Resistant Treponema pallidum)
mit freundlichem Gruss, ChristXXXXX XXXXX
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falls diese Info dienlich war, danke XXXXX XXXXX für die Honorierung mit "Akzeptieren"
Verändert von ChristXXXXX XXXXX am 06.07.2010 um 12:34 Uhr EST