Sehr geehrte Fragestellerin,
vielen Dank für Ihre Geduld. Ich versuche nochmal den bisherigen Hergang zusammenzufassen:
- ca. um den 10.7. war Ihre Tochter mit den Beschwerden einer normalen Erkältung erkrankt
- innerhalb einer Woche hat sie dann Fieber bis 40,5°C entwickelt und wurde mit Ibuprofen und Paracetamol symptomatisch behandelt. Außerdem trat Erbrechen auf.
- nach anfänglicher Besserung dann am 20.7. eine plötzliche Verschlechterung mit Bauchschmerzen und einem abendlichen Krampfanfall
- notfallmäßige Aufnahme im Krankenhaus, antiepileptische Therapie
- Diagnostik (EEGs, Liquor- und Blutuntersuchungen) bisher ohne klare Ergebnisse
- eine Infektion wurde mit Antibiotika behandelt
- bei Untersuchungen wurde eine Verletzung im Hals entdeckt, die die Ärzte nicht wirklich erklären können.
- Ihre Tochter wird zur Zeit beatmet, ein Extubationsversuch war heute ohne Erfolg
- keine relevanten Vorerkrankungen in der Familie
- bei der Liquor-Kontrolluntersuchung von Ende Juni zeigte sich im Gegensatz zur Voruntersuchung keine Liquor-Serum-Schrankenstörung mehr, die Situation hatte sich also schon gebessert
Ich kann mir nur vorstellen, wie schlimm es für Sie als Eltern sein muss, das alles mit anzusehen. Aus den Daten bisher kann ich Ihnen zwar keine Diagnosen erstellen, ich kann Ihnen aber etwas zum grundlegenden Vorgehen in solchen Fällen sagen.
- es werden krampflösende Medikamente gegeben, um die akuten Krampfanfälle zu durchbrechen
- es werden Proben genommen, um die Ursache der Beschwerden festzustellen. Dazu gehören Blut- und Hirnwasserproben (Liquor).
- bis zum Vorliegen einer klareren Diagnostik wird sofort gegen mögliche Krankheitserreger behandelt. Dazu gehört eine antibiotische Therapie um mögliche bakterielle Infektionen zu behandeln und auch meist eine antivirale Therapie, die gegen Herpesviren wirksam ist (die ebenfalls Infektionen mit solchen Beschwerden verursachen können).
- in der Zwischenzeit wird weitere Diagnostik gemacht, z.B. Hirnstrommessungen (EEGs), neurologische Untersuchungen, eventuell auch ein MRT vom Kopf
- danach geht es vor allem darum, die Situation weiter zu stabilisieren, also Atmung, Kreislauf und Hirnfunktion wieder zu normalisieren
Bei Ihrer Kleinen ist die Situation anscheinend noch nicht soweit unter Kontrolle, dass sie wieder selbstständig atmen könnte. Das muss für Sie als Eltern sehr unbefriedigend sein. Ich bin mir sicher, dass die Ärzte, die Sie und Ihre Tochter betreuen, alles unternehmen, was in ihrer Macht steht, damit es Ihrer Kleinen besser gehen kann. Es gibt aber Erkrankungen, da sind die Möglichkeiten der Medizin begrenzt und es kommt auf Geduld an.
Folgende Fragen sollten Sie mit den Ärzten bei der nächsten Visite besprechen:
- Welche Informationen können Ihnen die Ärzte zum weiteren Verlauf geben?
- Was ist in der weiteren Diagnostik und Therapie geplant?
- Welche Erklärung gibt es für die Beschwerden?
- welche Art der Infektion wurde bisher behandelt? Stehen die Infektion(en) mit den Beschwerden ursächlich in Verbindung?
Ich hoffe, diese Übersicht hilft Ihnen etwas weiter. Gerne helfe ich Ihnen hier mit Fragen, die im Rahmen der Gespräche mit den Ärzten aufkommen.
Herzliche Grüße,
Ihr Dr. med. M. Metzger