Kein Problem! Vielen Dank ***** ***** Fall für die ausführlichen Details. Ich denke, ich kann Ihnen einige Tipps zum weiteren Vorgehen geben.
Ich kann nachvollziehen, dass Sie hier die Schuld bei sich selbst suchen, gerade auch, weil die Stillberaterin etwas in dieser Richtung angedeutet hat ("die Milch ist anders"). Ich sehe aber keinen Grund, warum Ihre Milch jetzt anders sein sollte, als bei Ihren anderen drei Kindern. Auch ein möglicherweise gegebenes Fläschchen im Krankenhaus kann die aktuellen Beschwerden nicht erklären (zumal Sie ja gar nicht sicher sind, ob tatsächlich ein Fläschchen gegeben wurde -- normalerweise wird das im Krankenhaus bei gestillten Kindern nicht gemacht). Ich denke nicht, dass Sie die Schuld bei sich selbst suchen sollten. Die Beschwerden sollten auf jeden Fall genauer untersucht werden, folgende Untersuchungen würde ich vorschlagen:
- Gewicht und Größenkontrolle, um nachzuweisen, dass Ihre Tochter gut zunimmt und wächst
- Untersuchung einer Stuhlprobe, um Infektionen auszuschließen
- eine genaue körperliche Untersuchung: gibt es Anzeichen für eine Bewegungsstörung des Darms, also z.B. ein geblähter Bauch oder tastbare Stuhlmassen im Enddarm
- je nach Befund in der körperlichen Untersuchung können auch noch weitere Untersuchungen nötig sein, z.B. eine Stuhluntersuchung, ob geringe Mengen von Blut im Stuhl nachweisbar sind (Haemoccult) oder auch Blutuntersuchungen (z.B. Blutbild, Entzündungszeichen).
Die häufigste Ursache für die genannten Beschwerden (Quengeln und Pressen vor dem Stuhlgang) sind so genannte "funktionelle Beschwerden", auch kindliche Dyschezie genannt. Dazu kommt es, wenn Babys noch lernen müssen, beim Stuhlgang den Beckenboden zu entspannen, während sie gleichzeitig die Bauchmuskulatur anspannen. Diese Muskelkoordination zu erlernen kann einige Monate dauern. Andere mögliche Ursachen wären z.B. allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel in der mütterlichen Diät (auch bei gestillten Kindern, werden Teile der Nahrungsproteine über die Muttermilch weitergegeben) oder Motilitätsstörungen des Darms, also dass Teilabschnitte des Darms nicht so beweglich sind, wie sie es sein sollten.
Im ersten Fall bessern sich die Beschwerden mit zunehmenden Alter, in den anderen Fällen kann es nötig sein, spezielle Maßnahmen zu ergreifen. Daher sollte aus meiner Sicht zeitnah eine Untersuchung bei Ihrem Kinderarzt organisiert werden. Das ist natürlich in Corona-Zeiten nicht ganz trivial. Gibt es vielleicht einen Vertretungs-Kinderarzt bei Ihnen in der Nähe, bei dem Sie sich vorstellen könnten?
Für die Zeit bis zur Untersuchung können folgende Tipps helfen, den Stuhlgang für Ihre Tochter zu erleichtern:
- Fliegergriff: in Bauchlage können die Kleinen Darmgase besser los werden
- Wärme in Form von Kirschkernkissen oder einem Bad kann entspannend wirken
- eine sanfte Bauchmassage mit Babyöl kann auch helfen, die Darmtätigkeit zu unterstützen. Legen Sie dazu die Hand links neben den Bauchnabel (auf die rechte Körperseite Ihrer Kleinen) und führen Sie sanft kreisende Bewegungen um den Bauchnabel im Uhrzeigersinn aus. Verwenden Sie nur ganz leichten Druck.
- beim Wickeln können Sie die sanft in Richtung Bauch drücken und wieder ausstrecken.
Ich hoffe, diese Tipps helfen Ihnen etwas weiter. Wenn noch etwas unklar geblieben ist, können Sie mir gerne schreiben.
Herzliche Grüße,
Ihr Dr. med. M. Metzger